U-17 Juniorinnen zum jährlichen Austausch beim Partnerverein Carolina United /USA
Liebe Daheimgebliebene,
die innere Uhr sagt seit mehreren Stunden, dass Schlafenszeit ist, das Handy zeigt halb neun abends an. Ich weiß zwar nicht, was die Mädels gerade machen oder wie lange sie noch mit ihrer Gastfamilie unterwegs waren, aber wenn es ähnlich liegt wie bei mir, sind sie seit mindestens 20 Stunden auf den Beinen. Höchste Zeit, zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen.
Ich sagte ja in weiser Voraussicht, dass ich nicht wüsste, ob ich zum Schreiben komme – das ist hiermit beantwortet (so ein Bericht macht doch mehr Spaß als ein öder Aufsatz für die Diss) – ich denke aber, dass meine Berichte, zumindest der heutige, nicht sehr lang werden. Allzu viel gibt es ja nicht zu berichten. Die Mädels haben sich alle prima benommen (so weit, so gut), ein paar haben sogar den Flugbegleiterinnen ein Liedchen vorgesungen (sehr zur Freude des restlichen Flugzeuges) – nur muss ich mir merken, dass man wichtige Infos immer einmal mehr wiederholt, dann muss das Sicherheitspersonal am Flughafen auch nicht im Handgepäck Deos und Cremes aussortieren (gell, Alina?) und Sandra nicht im Voraus etliche Carry-on-bags verteilen, die sie clevererweise mitgebracht hatte. Aber Ihr könnt Euch vorstellen, dass alles glatt lief, wenn so eine Lappalie unsere größte Sorge war. Na ja, außer vielleicht Maries Konfusion ob der Sicherheitsfragen beim Check-in („Wie, ob das mein Gepäck ist? Wem soll das denn sonst gehören!?“) und der kleinen Reise nach Jerusalem nach dem Einsteigen. Wer da neben wem sitzen soll und will, ist schon eine Wissenschaft für sich. Aber auch das hat ohne Probleme funktioniert, zumindest kam es mir nicht so vor, als hätten die Mädels irgendjemanden gestört.
Übrigens scheint es so, dass die neun Stunden Flug die längste Zeitspanne darstellte, die die Mädels wach und ohne Internet verbracht haben. Estelle war es glaube ich, die zwischendurch irgendetwas von Entzug sagte… und es ist schon auffallend, dass die Mädels um offene WLAN-Punkte schwirren wie die Motten ums Licht. Aber okay, da muss ich zugeben, das gilt für die Betreuer (fast) genauso. Und nett fand ich, dass einige Mädels auf dem Flug mangels Internet einfach zu Stift und Papier griffen und „Stadt, Land, Beruf“ spielten. Mangels Vertrauen in die eigenen Geografiekenntnisse mussten sie zwar die Kategorie Fluss ersetzen, aber immerhin 🙂
Ich glaube, die Flugzeugcrew hat sich auch über den euphorischen Applaus der Mädels bei der Landung gefreut, das ist ja heute kaum noch üblich – wenn, dann ja erst nach der Landung und nicht während des Aufsetzens (daher wohl auch der Zwischenruf: „Moment, wir können noch explodieren!“), aber das Vertrauen schien ja groß zu sein, dass wir sicher ankommen. Ich bin mir auch sicher, hätten wir zu dem Zeitpunkt schon vom Absturz der German Wings-Maschine in den Alpen gewusst, wäre so ein witzig gemeinter Zwischenruf nicht gekommen. Vor dem Hintergrund wirkt er ziemlich makaber, ich berichte aber trotzdem davon, weil er zeigt, wie gelassen und positiv die Stimmung war und ist. Die Nachricht hat uns alle geschockt. Man fühlt sich doch etwas mulmig, wenn man aus einem Flugzeug steigt und hört, dass anderswo auf der Welt, aber viel näher als einem lieb ist (nicht, dass es einem irgendwo recht wäre), andere Menschen nicht mehr aus ihrem Flugzeug aussteigen und andere Angehörige nicht so glücklich sein können wie unsere und solche schönen und positiven Lebenszeichen erhalten.
Also, liebe Eltern, es geht uns allen gut und wir freuen uns auf die nächsten Tage.
Ich bin gespannt, was die Mädels von ihren Schulbesuchen berichten werden und dann geht es ja fast schon ins Strandhaus…
Ich schreibe diese Zeilen um neun Uhr abends am 24.3. Das ergänze ich, weil ich nicht weiß, wann ich online gehen und den Text mailen kann (mein Gastgeber, ein herzlich netter 78jähriger alleinstehender Priester, kennt sein WLAN-Kennwort nicht, also muss ich mich morgen wieder in eine lichtsuchende Motte verwandeln).
Eure USA-Reisenden