1. FFC Montabaur

U-17 Juniorinnen in USA: 3. Reisebericht

Liebe Daheimgebliebene,

manchmal unterläuft auch dem beflissensten Berichterstatter der ein oder andere Fehler, den er dann im Nachhinein richtigstellen muss. Da kann die Recherche noch so sorgfältig sein, die Aufmerksamkeit noch so groß, man kann sich irren. Deshalb möchte ich Euch an dieser Stelle und zur Richtigstellung der Fakten mitteilen, dass nicht Paula ins Wasser gefallen ist, sondern Larissa. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was ich mir hier deswegen anhören musste 😀 (Dass mit Maria Marie gemeint war, erschloss sich hoffentlich allen. Das war ein Tippfehler.) So, da das nun mein Gewissen nicht mehr belastet, kann ich mit den Ereignissen der letzten Tage fortfahren.

Freitag war ich stehengeblieben, im Strandhaus. Das haben wir am Samstag leider wieder verlassen müssen, aber nicht ohne den Sonnenaufgang am Strand anzuschauen und einen Alligator gesehen zu haben. Das hätten wir uns auch ewig anhören dürfen: Fahren auf eine Insel, auf der diese Tiere leben, weisen die Mädels entsprechend ein (auf den Wegen bleiben, nicht an die Tümpel gehen), fahren mit ihnen immer wieder extra langsam an den Teichen vorbei, um ihnen einen Alligator zu zeigen und dann lässt sich einfach keiner blicken. Samstag Morgen aber, bei der letzten Runde über die Insel in unseren drei Minivans, haben wir endlich einen erwischt, wie er faul in der Sonne lag. Die Mädels hat es sehr gefreut und wir konnten beruhigt zur zweieinhalbstündigen Fahrt nach Charleston aufbrechen. Dort angekommen, schauten wir uns zuerst den Markt an. Der ist in den Hallen des alten Sklavenmarktes untergebracht, ein zentraler Punkt des alten Charleston, der ältesten Stadt South Carolinas und der Inbegriff dessen, was man vor Augen hat, wenn man an die Südstaaten denkt: Keine Glaspaläste, die in den Himmel ragen wie in anderen US-Städten, sondern gemütliche Beschaulichkeit vor dem Hintergrundgeräusch des Meeresrauschens. Koloniale Villen an der Strandpromenade, eingerahmt von Palmen, die sich in der Seeluft wiegen. Und eine vergleichbar lange Geschichte – mit vielen Narben.

Charleston war nicht nur einer der größten Umschlagplätze für aus der Karibik oder aus Afrika verschleppte Menschen oder ein bedeutender Ort im Unabhängigkeitskrieg der englischen Kolonien, sondern auch Nukleus des US-Bürgerkrieges. Das versuchte ich Euren Töchtern in einer kleinen Stadtführung näherzubringen, die sie auch gut annahmen. Ich habe als Leitlinie des gesamten kulturellen Programmes das Motto der Vereinigten Staaten gewählt – ‚E Pluribus Unum‘ (Aus Vielem Eines) und das mit einem Fragezeichen versehen – ich hoffe, die Mädels lernen etwas über die Mentalität dieses Landes, über die innere Zerrissenheit, aber auch die Freundlichkeit und den Optimismus, alles, was einem gerade hier in South Carolina gewahr werden kann.

Aber genug von diesem Geschwurbel, zurück zum Spaß: Den hatten zum Beispiel Hatice und Betül am Samstag Abend, weil sie von ihren Gasteltern zu einem NBA-Spiel nach Charlotte eingeladen waren: Atlanta Hawks gegen die Charlotte Hornets. Außer, dass es sehr beeindruckend gewesen sein muss (und das ist eine abgeschwächte Ausdrucksweise), habe ich noch nicht viel erfahren. Vielleicht ja später. Alina und Marie sind dafür sonntags mit dem Motorboot über den Lake Murray gesaust, einige andere (zB Clara oder Benita) waren in einem Trampolinpark, Medina noch einmal shoppen – der Sonntag stand den Gastfamilien zur freien Verfügung. Morgens waren aber fast alle in der Kirche. Es freut mich, dass so viele (vielleicht sogar alle, bisher ist mir niemand aufgefallen, die nicht gegangen ist) dieses Angebot angenommen haben, denn auch das ist Teil der hiesigen Kultur.

In Columbia reiht sich Kirche an Kirche. Von Baptisten über Mennoniten, Presbyterianer, Methodisten, Lutheraner, Pentekostalen, Anglikaner, Katholiken bis hin zu Orthodoxen (und viele mehr) gibt es hier unzählige christliche Denominationen, die alle ihre Eigenheiten haben. Dazu gibt es dauernd Abspaltungen von Abspaltungen und damit noch mehr Segmentierung in Glaubensfragen. Unter anderem das führt zur Vielfalt der Kirchen und der Vielfalt der Gottesdienste, die einigen sogar gefallen haben. Lena war es glaube ich, die sagte, dass sie einen solchen Gottesdienst in Deutschland öfter besuchen würde (ohje, hoffentlich war es wirklich Lena – wisst Ihr, wenn man sich aufs Fahren konzentriert, aber trotzdem von den Mädels hören will, was sie so erlebt haben, kommt man da schon mal durcheinander). In einer Kirche wurde sogar ein Lied der Backstreet Boys als Teil des Gottesdienstes gesungen. Andere wiederum waren den deutschen katholischen sehr ähnlich.

Die Mädels waren etwas traurig, dass sie am heutigen Montag die Gastfamilien wechselten – grade hatten sie sich mit den US-Mädchen angefreundet, man hat sich etwas kennen gelernt, dann geht es weiter. Ich wünsche ihnen, dass sie in den neuen Gastfamilien genauso herzlich aufgenommen werden, da mache ich mir aber keine Sorgen. Es ist natürlich schade, diejenigen zu verlassen, mit denen man sich grade anfreundet, aber darüber hatten wir ja schon in Deutschland gesagt, dass das außerhalb unseres Einflusses liegt und dass es einfach so viele Familien hier gibt, die unbedingt Eure Töchter kennen lernen möchten. Estelle und Britta wurden von ihrer abgebenden Gastfamilie mit den Worten verabschiedet, dass sie Deutschland gut repräsentiert hätten – das klingt ja verdächtig nach meinen Worten im Voraus der Tour, ist aber reiner Zufall und zeigt nur, dass die Mädels sich alle bislang wirklich gut verhalten. Ganz abgesehen davon, dass sie alle extrem nett sind. Und dass sie sich beinahe alle in Ron verguckt haben. Die O-Töne möchte ich zum Wohle der Anonymität der Betroffenen nicht zuordnen, aber die Schwärmereien reichen von „Was für schöne Augen“ bis zu „Den würd ich heiraten, wenn er jünger wär.“ (Der Einwand, dass Ron schon verheiratet ist, gilt übrigens nicht: „Is mir doch egal!“) Ron ist aber auch ein hervorragender Gastgeber, der dieses Programm mit ganzem Herzen betreibt und dem jedes einzelne Eurer Mädels am Herzen liegt, da kann man das schon verstehen. Zumal er ja für sein Alter unglaublich gut aussieht, wie die Mädels beteuern. Oder um es mit ihren Lieblingsworten zu sagen: Is so.

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